Hat Gutenberg die LRS erfunden?

Heute möchte ich Sie zu einem kleinen Gedankenexperiment einladen. ;-)

Die größte Erfindung der Menschheit

Gutenberg kennen Sie ja – nein, nicht den mit Doppel-t und “von und zu” - sondern Johannes Gutenberg, seines Zeichens Erfinder des Buchdrucks. Seine Erfindung hat die Renaissance eingeleitet oder zumindest maßgeblich geprägt: Wissen war nun frei verfügbar in Form von Schriftsprache und darüber hinaus deutlich kostengünstiger verteilbar, wo früher noch arme Mönche jedes Buch einzelne illustrieren mussten. Auch die Tatsache, dass Luthers deutsche Bibel dem kirchlich (katholisch) geprägten Europa neue Kirchenströmungen in Form des Protestantismus brachte, stellte die Besonderheit dieser “Erfindung” heraus: Wissen war in Wort und Schrift verfügbar – man musste nur Lesen können …

Hat Gutenberg die LRS erfunden?

Die Grundlagen für eine im deutschsprachigen Raum weitreichende Schulpflicht wurde erst sehr viel später gelegt. Trotzdem muss man ja die Frage stellen können: Dadurch dass vorher nur sehr wenige Menschen tatsächlich ausreichend lesen und schreiben konnten, waren damit verbundene Schwierigkeiten kein Thema. Diese kamen erst Ende des 19. Jahrhunderts auf, als tatsächlich eine breite Masse Schulunterricht genießen konnte. In unserer heutigen Wissensgesellschaft ist Schriftsprache der Zugangsweg zu Informationen. Und trotz dass Schriftsprache heutzutage auch überwiegend über das Medium Internet transportiert wird, hat doch seine weite Verteilung mit Gutenbergs Erfindung seinen Anfang genommen. Hat Gutenberg als die Lese-Rechtschreibschwierigkeiten erfunden, wenn man bedenkt, dass es diese Schwierigkeiten vor 1500 kaum gab?

Was denken Sie?

  • Gäbe es keine solch schwerwiegenden Schwierigkeiten, wenn der Buchdruck niemals erfunden worden wäre?
  • Gäbe es vielleicht dann andere Probleme mit “Kulturtechniken”? (Welche auch immer sie dann wären …)
  • Gäbe es überhaupt “Allgemeinbildung”?
  • Ist vielleicht unser Anspruch an Schule und Bildung zu hoch, sodass es diese Schwierigkeiten gibt?
  • Hat erst eine allgemeine Schulpflicht zu den Schwierigkeiten geführt?

Diese Fragen sind natürlich alle Teil des Gedankenexperiments. Wenn Sie sich bereits länger mit dem Thema Legasthenie oder LRS beschäftigen, kennen Sie die Antwort auf die Frage dieses Artikels. Trotzdem: Ist es nicht manchmal spannend zu fragen: “Was wäre, wenn?” :-)

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2 Kommentare

  1. Erstellt am 23. Mai 2012 um 18:16 | Permanent-Link

    Kann man eigentlich von einer “Erfindung” sprechen, wenn jemand etwas nicht kann? “Erfinden” kann man höchstens die Ursache des Nichtkönnens. Und da ist nach meiner Meinung LRS oder Legasthenie eine Zustandsbeschreibung und keine Ursache. Dass nicht alle Menschen gleich schnell Lesen oder Schreiben oder andere Fähigkeiten lernen können, das ist normal. Nicht normal erscheint es mir, dass so viele junge Menschen beim Lesen einfach so zurückbleiben, dass sie manche mit den einschlägigen Fachbegriffen als krank oder anomal bezeichnen. Der alte Gutenberg kann dafür nun wirklich gar nichts. Ohne ihn wäre unsere Welt ärmer! Und dass möglichst alle unsere Schüler an der Erfindung Gutenbergs teilhaben können, darauf sollte man sich konzentrieren. Das ist es doch, was Sie hören wollen!
    Viel Erfolg und freundliche Grüße – Siegbert Rudolph

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  • Dieser Blog beschäftigt sich mit der Förderung legasthener oder lese-rechtschreib-schwacher Englischlerner. Hier sollen Lösungen für LRS-Schüler/innen und deren Trainer/innen und Lehrkräfte vorgestellt und diskutiert werden.